Chronische Augenerkrankungen bei Hunden

Während die vor drei Wochen an dieser Stelle beschriebenen akuten Augenerkrankungen bei sofortiger Erkennung und konsequenter Therapie sehr schnell zu heilen sind, stellen chronische Erkrankungen des Auges oder der Augenumgebung häufig eine Gefahr für das Augenlicht dar. In meiner Übersicht möchte ich bei der häufigsten Erkrankung der Augenumgebung beginnen:

Bei Hunden mittleren und fortgeschrittenen Alters beobachten die Besitzer evtl. vermehrten Augenausfluss auf einem Auge und vielleicht auch eine Zubildung am Augenlid, die wie eine kleine Warze aussieht. Es handelt sich dabei um ein Adenom, d.h. einen gutartigen Tumor der Meybomschen Drüsen (diese sind für die Produktion eines Teiles des Tränenfilmes verantwortlich). Diese „Warzen“ lassen sich nur chirurgisch unter Vollnarkose entfernen. Bei vollständiger Entfernung der entarteten Drüse ist mit einem Rezidiv (Wiederkehren) nicht zu rechnen.

Eine andere häufig auftretende chron. Erkrankung am Auge ist das „trockene Auge“ (KCS – Keratitis chronica sicca). Betroffen sind meist kleinere Rassen, z.B. Westhighlandterrier, Pudel, Cockerspaniel, Malteser. Die KCS kann (selten) durch eine Verletzung des Fazialisnerven oder spontan (rassebedingt/ angeboren) entstehen. Die Patienten entwickeln zuerst eine Bindehautentzündung mit klebrigen, meist eitrigem Sekret, das die gesamte Lidspalte verkleben kann. Der Tränenfilm ist zäh, weiß bis gelblich, die Augenoberfläche erscheint trocken und stumpf.
Die Ursache für diese Erkrankung ist eine Störung in der Produktion der Tränenflüssigkeit. Wird die Hornhaut nicht ständig mit Tränenflüssigkeit überspült, kommt es sehr schnell zu Störungen an der Oberfläche. Die Folge sind Entzündungen, die unbehandelt zu einem Ulcus („Loch“) in der Hornhaut führen können. In diesem Stadium ist das Auge nicht mehr zu retten.
Die Krankheit „KCS“ ist unheilbar, aber mit dem Willen zur Pflege durchaus behandelbar. Die Patienten benötigen einerseits ständigen Ersatz der fehlenden Tränenflüssigkeit (Tropfen in möglichst höchstens 2-stündigen Abstand), andererseits eine Behandlung der Folgeerkrankungen wie Keratitis und Konjunktivitis durch spezielle Augenmedikamente.

Die dritte in diesem Zusammenhang angesprochene chronische Augenerkrankung ist die „Schäferhundkeratitis“, die längst nicht nur Schäferhunde betreffen kann. Dies ist eine Entzündung der Bindehaut und Hornhaut, die mit Bläschenbildung auf der Bindehaut und Trübung der Hornhaut, vom Rand beginnend, einhergeht. Diese Krankheit ereilt meist mittelgroße bis große Rassen. Die Anlage dazu ist angeboren, der Auslöser kann z.B. UV-Licht sein. Betroffene Patienten können mit kortisonhaltigen Salben behandelt werden. Inzwischen gibt es sogar für diese Patienten Sonnenbrillen für Hunde – sicherlich eine zwar außergewöhnliche, aber tierartgerechte Alternative zur Beschränkung auf Spaziergänge im Dunkeln.

Auch am Ende dieses Ausflugs in die Tiermedizin möchte ich Sie als verantwortungsvolle Tierbesitzer bitten, Ihre Lieblinge Ihrem Haustierarzt vorzustellen, sobald Sie Anzeichen für eine Erkrankung am Auge feststellen.

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