Otitis bei der Katze

Können auch Katzen Ohrenschmerzen haben?

Katzen haben häufiger schmerzhafte Ohrenentzündungen als bisher angenommen. Während Hunde in erster Linie Erkrankungen im äußeren Teil des Ohres haben, die vom Besitzer schnell erkannt werden können, entwickeln sich bei der Katze Mittelohrentzündungen, die nicht nur große Schmerzen verursachen, sondern oft zu bleibenden Schäden führen.

Das Mittelohr ist der Teil des Ohres, der zwischen Trommelfell und Gehirn liegt. Bei Hunden kommt es zu Mittelohrentzündungen, wenn durch eine chronische Entzündung des äußeren Gehörganges Eiter und Bakterien längere Zeit am Trommelfell liegen und dort zu Auflösung führen. So gelangen die Entzündungserreger durch das defekte Trommelfell in das Mittelohr.

Bei der Katze entsteht die Mittelohrentzündung auf einem anderen Weg. Wie beim Menschen gelangen die Erreger durch Aufstieg aus dem Nasen-Rachen-Raum über die Eustachsche Röhre in das Mittelohr. Verantwortlich dafür sind nicht nur Bakterien, sondern häufig auch Viren (Katzenschnupfenerreger: Herpes- und Caliciviren).

Da zu diesem Zeitpunkt der Erkrankung das Trommelfell noch intakt ist, kann das entzündliche Sekret nicht abfließen. Der Eiter bleibt im normalerweise luftgefüllten Raum des Mittelohres liegen und führt zu weiteren Veränderungen der Wandauskleidung bis hin zu Umbau der knöchernen Strukturen. Der entstehende Abszess drückt auf die dort vorbeiführenden Gehirnnerven. Dadurch kommt es zu zwei verschiedenen Krankheitskomplexen, die der Besitzer schnell erkennt: Das „Hornersyndrom“ zeichnet sich durch eine deutliche Ungleichheit der Augen aus. Dabei ist eine Pupille stark geweitet, während die andere zu einem Schlitz verengt ist und das Auge in seine Höhle zurück sinkt und verkleinert wirkt. Prognostisch sehr viel ungünstiger ist das sogenannte „Vestibulärsyndrom“. Die betroffenen Patienten haben hochgradige Störung des Gleichgewichtssinnes. Die Bandbreite reicht von schwankendem Gang bis zur Unfähigkeit, auf vier Beinen zu stehen. Die Augen zeigen meistens ein Zucken (Nystagmus) als Zeichen für eine Beteiligung des Gehirnes an der Erkrankung.

Ob man eine Katze mit einer Mittelohrentzündung erfolgreich behandeln kann, hängt mit der Dauer der Erkrankung und mit der Schwere der Veränderungen im Mittelohr und im Vestibulärapparat (der Teil des Gehirnes, in dem das Innenohr liegt) zusammen. Die Wirksamkeit von Medikamenten ist in diesem Organsystem äußerst begrenzt. Antibiotika in Tablettenform können kaum einen ausreichenden Wirkspiegel aufbauen. Deshalb muss das Mittelohr unter Narkose gespült werden und vielleicht sogar in wiederholten Eingriffen lokal mit antibiotischen Lösungen versorgt werden. Häufig entstehende Polypen im Gehörgang müssen abgetragen werden, um den Abfluss des Sekretes zu gewährleisten. Trotz dieses Aufwandes kann die Krankheit fortschreiten und zum Tode des Patienten führen. Deshalb ist Früherkennung das Wichtigste, um Ihre Katze zu schützen. Sprechen Sie mit Ihrem Haustierarzt.

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