Mein Hund, ein 11 Jahre alter Pudel, hat in letzter Zeit trübe Augen bekommen. Kann er noch sehen? Muss man etwas dagegen tun?
Dies ist eine Frage, die sich beinahe jeder Besitzer eines alternden Hundes irgendwann stellen wird. Bei vielen Hunden fällt im Alter eine graue oder weißliche Färbung in der Pupille auf. Meist handelt es sich dabei um eine Veränderung der Linse, die zwei Ursachen haben kann. Einerseits kann die Weißfärbung der Linse altersbedingt durch eine Verhärtung des Linsenkernes (sog. senile Sklerose) entstehen. Diese Trübung beeinträchtigt das Sehvermögen des Hundes nicht und bedarf keiner Behandlung.
Andererseits kann es bei Hunden wie auch beim Menschen zur Ausbildung einer Katarakt (grauer Star) kommen, die sich deutlich negativ auf die Sehfähigkeit des betroffenen Patienten auswirkt. Eine Katarakt kann plötzlich (über Nacht) oder schleichend während mehrerer Monate entstehen. Häufig kommt es zur Kataraktbildung bei Diabetes mellitus, aber auch erbliche, ernährungsbedingte und durch Verletzungen hervorgerufene Katarakte werden beobachtet.
Der graue Star führt bei unseren Patienten nicht nur zur Erblindung, sondern birgt weitreichende Risiken in sich. Häufig reißt sich die veränderte, unelastisch gewordene Linse aus ihrer Verankerung und fällt in die vordere oder hintere Augenkammer. Als weitere Komplikation kann ein Glaukom, auch „grüner Star“ genannt, entstehen. Hierbei kommt es zu einem Ansteigen des Augeninnendruckes, was nicht nur sehr schmerzhaft ist, sondern schnell zu irreparablen Schäden am Auge führt. Auch die Netzhautablösung ist eine häufige Folge der Katarakt.
Um die Sehfähigkeit des Patienten zu erhalten, kann man möglichst in einem frühen Stadium der Linsentrübung eine Operation durchführen, die in der Humanmedizin inzwischen zur Routine gehört. Dabei wird die trübe Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Bevor eine solche Operation geplant wird, werden durch eine Ultraschalluntersuchung des Auges und ein ERG (Elektroretinogramm) die Erfolgsaussichten dieses Eingriffes überprüft.
Durch eine Untersuchung mit speziellen Lampen (Ophtalmoskop, Spaltlampe) und Lupen kann der Tierarzt die Art der Linsentrübung beurteilen und den Patienten, wenn nötig, zu einem Augenspezialisten überweisen.